Mittwoch, 28. Oktober 2009

It feels like holiday...


Samstagfrüh um halb 7 klingelte mein Wecker... Draußen war es noch viel zu dunkel und ich war noch viel zu müde, aber in Vorfreude auf das Tagesziel raffte ich mich auf...

Als ich mich mit der anderen Caro an unserer Tubestation traf, war unsere Stimmung aufgrund des grauen Nieselwetters sehr getrübt und je länger wir mit dem Zug fuhren, desto mieser wurde unsere Stimmung... Da ist endlich Wochenende, man hat frei, fährt ans Meer...und dann regnet es auch noch...
Nach 2 Stunden Zugfahrt kamen wir in Portsmouth an und nutzten das Regenwetter, um uns die Universität anzuschauen. Da auch gerade Open Day war, sahnten wir einen Lunchbeutel, ein Schlüsselband und Stifte ab und nahmen an einer Campustour teil.
Irgendwann zog es uns aber endlich ans Meer und siehe da: als wir aus der Uni herauskamen, lächelte uns die Sonne an und so konnten wir es kaum noch erwarten, endlich das Meer zu sehen.
Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl dort am Hafen... das Schreien der Möwen, die Brandung, der erfrischende Meereswind, die vielen Boote und Schiffe und die Sonne...


Hafen von Portsmouth


Um auch von oben den Ausblick auf das Meer zu genießen, fuhren wir auf den "Spinnaker Tower" hoch und erlebten eine atemberaubende Aussicht.


Spinnaker Tower


Auf dem Spinnaker Tower


Ausblick vom Spinnaker Tower


Danach liefen wir noch eine ganze Weile am Strand entlang und genossen das tolle Wetter und den Meereswind in unseren Haaren...










Wirklich ein gelungener Tagesausflug! Auch wenn es nur ein paar Stunden waren, so hat es sich doch angefühlt wie Urlaub...

Eure Caroline Dampfmaschine



Freitag, 23. Oktober 2009

Wochenend' und Sonnenschein...

Tollstes Herbstwetter in London! Die bunten Blätter fallen von den Bäumen, man fühlt eine angenehme Frische und die Sonne scheint so herrlich!!!

Was bietet sich da besser an, als am Wochenende einen kleinen Trip an die englische Küste zu machen!?! Samstagfrüh um 7 Uhr (schrecklich, da ist es noch dunkel...) geht es mit dem Zug in den Süden Londons nach Portsmouth...

Die passenden Schuhe für den Herbst habe ich auch endlich gefunden... stylishe Rainboots!!! ;-)

Ansonsten läuft alles bestens, denn diese Woche war eine gute Woche mit den Jungs. Alle waren lieb zu mir und so langsam gewinnen sie mein Herz... Ich bin wirklich froh über meine Familie und kann mir eigentlich nicht vorstellen, in einer anderen Familie glücklicher zu sein.

Am Sonntag will ich mal etwas "ganz" neues wagen: Ich spiele Babysitterin für zwei Mädchen (mal keine Jungs)... Auf diese "Abwechselung" freue ich mich sehr und bin gespannt, wie das wohl wird.

Fotos folgen nach dem Wochenende... von dem sonnigen Herbstwetter in London, von der Küste und natürlich von meinen hübschen Rainboots =)

Also seid gespannt und freut euch darauf!!!

Herbstliche Londongrüße

eure Caroline Dampfmaschine

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Mein Leben bei und mit einer jüdischen Familie...


Wie sicherlich die aufmerksamen Leser von euch wissen, bin ich hier in London das Aupair einer Familie, die dem Judentum angehört. Es ist eine sehr interessante Erfahrung, dass Leben einer anderen Religion kennenzulernen.
Eigentlich weiß man über diese Religion nicht viel, auch wenn man es in der Schule kurz behandelt hat. Meiner Meinung nach verbindet man diese Religion auch immer schnell mit dem Holocaust und der Begriff "Juden" klingt irgendwie so abwertend. In Deutschland habe ich jüdische Familien noch nie gesehen bzw. nicht weiter wahrgenommen und hier in meinem Viertel ist das so normal, dass es hier so gut wie nur koshere Läden, jüdische Schulen und Synagogen gibt.
Kosher heißt, sie trennen milchiges und fleischiges Essen. Das ist wohl der Hauptgedanke im Judentum. Es gibt also für jedes extra Geschirr, extra Besteck, extra Geschirrtücher, extra Töpfe und sogar extra Geschirrspüler bzw. Spülbecken. Man muss sich quasi vor jedem Essen entscheiden, ob es fleischig oder milchig sein soll, d.h. Spaghetti Bolognese mit viel Käse drüber geht leider nicht.
Anfangs dachte ich, dass das koshere Essen eine starke Umgewöhnung für mich sein wird, dabei ist es gar kein Problem und man gewöhnt sich schnell an die ganzen Trennungen, auch wenn man immer ziemlich aufpassen muss, welches Geschirr man jetzt benutzen kann.
Pavere Nahrung, die also weder fleischig noch milchig ist, wie z.B. Pasta, Reis, Obst, Gemüse und Fisch, kann dann eben mit Fleisch ODER milchigem Essen gegessen werden.
Außerdem ist es nicht möglich, einfach in den Supermarkt zu gehen und beliebigen Käse oder Cornflakes zu kaufen... jedes Essen muss kosher sein. Dazu gibt es ein extra Buch, wo alle kosheren Marken verzeichnet sind. Das hängt wohl von der Herstellungsweise der verschieden Nahrungsmittel ab.
Es wird hier viel frisch gekocht und es gibt immer sehr viel Obst, sodass es an sich eine ziemlich gesunde Ernährungsweise ist.

Jeden Freitagabend ab Sonnenuntergang beginnt Sabbat, der Ruhetag der Juden. Angefangen wird... wie sollte es auch anders sein... mit einem reichlichen Abendbrot, wozu ein traditionelles Brot, das Challah, gereicht wird.
Dieser Tag gehört ganz allein der Familie, was ich neben dem leckeren Challahbrot besonders mag. Das heißt aber auch, dass sie an diesem Tag keine Elektrizität an- und ausschalten dürfen. Sie fahren also kein Auto, benutzen den Herd, das Telefon, den Computer und den Fernseher nicht und die Belichtung im Haus wird über eine Zeitschaltuhr geregelt. Das Essen wird auf einer Wärmeplatte warm gehalten und es gibt einen Riesenwasserkocher, der automatisch alle 2 Minuten das Wasser neu aufkocht.
Sabbat besteht eigentlich hauptsächlich aus Essen, Familie, Essen, Synagoge und nochmal Essen, bis er am Samstagabend nach Sonnenuntergang endet.

Zur Zeit finden sehr viele wichtige jüdische Feste und Feiertage statt.
Das erste Fest, was ich miterleben konnte, war das "Jewish New Year" (Rosh Hashanah), was aber an sich keine große Bedeutung hat und es wird auch nicht mit lautem Feuerwerk gefeiert, sondern es dreht sich einfach wieder alles um Essen, Synagoge und Familie. Es gibt eben besondere Mahlzeiten und zum Einläuten des neuen Jahres wird die "Shova" geblasen, eine Art Horn.
Eine Woche darauf ist der wichtigste Feiertag der Juden, Yom Kippur, ein strenger Fastentag, an dem die Erwachsenen 25 Stunden lang weder essen noch trinken, sondern die meiste Zeit des Tages in der Synagoge verbringen. Nichts desto trotz ist dieser Tag ein fröhlicher Tag im Judentum, denn es gibt noch einen zweiten Fastentag, der aber eher ein Tag der Trauer ist.
In dieser Woche findet das Laubhüttenfest statt, oder auch Sukkot genannt. Vor Beginn dieser Woche wird im Garten eine kleine Laubhütte, die Sukka, aufgebaut, in der während der Woche einige Mahlzeiten abgehalten werden.
Weihnachten wird im Judentum nicht gefeiert, sondern Chanukka, welches aber ebenfalls nicht so eine große Bedeutung hat. Darüber kann ich euch nur leider noch nicht so viel berichten...

Männliche Juden tragen alle eine Kippa auf dem Kopf und die Zizit unter dem Tshirt, eine Art weiße Bluse mit 4 langen weißen Fäden dran. Da Männer als vergesslich gelten, müssen sie also ständig mit ihrer Religion konfrontiert werden, deswegen tragen sie diese Sachen.
Die Jungs werden spätestens am 8. Tag nach ihrer Geburt beschnitten und tragen ab dem 3. Lebensjahr ebenfalls die Zizit und eine Kippa. Manche Jungen haben auch an den Seiten zwei lange Haarsträhnen, was nicht besonders hübsch aussieht, wie ich finde, aber daran erkennt man wohl nochmal die "orthodoxeren" Juden.
Bei Frauen sieht es da nicht so streng aus, aber man erkennt die jüdischen Frauen daran, dass sie so gut wie nur Röcke tragen und manche bedecken auch ihre Haare mit einer Mütze oder einem Tuch.
Juden sind, vor allem an Sabbat und den restlichen Feiertagen, immer sehr schick angezogen, die Männer also im Anzug und dem bekannten großen schwarzen Hut und die Frauen ebenfalls mit einem hübschen Hut und Rock bzw. Kleid.
An jedem Türrahmen, auch an der Haustür, hängt wie eine kleine Thorarolle, die einen kurzen Segensspruch enthält. So weiß man auch schon von außen, ob dort eine jüdische Familie wohnt.
Die Juden glauben daran, dass ihr Messias noch kommen wird und irgendwann wieder alle in Israel leben können.

Vielleicht war das jetzt alles ein wenig zu viel, dabei gibt es eigentlich noch so viel zu erzählen. Wer noch Fragen hat, kann sich gerne an mich wenden...

Im Allgemeinen muss ich sagen, dass man es sich bestimmt nur schwer vorstellen kann, was alles für ein Aufwand betrieben wird und vieles klingt auch recht ulkig, trotzdem ist es für mich eine Erfahrung, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Man denkt toleranter und bekommt somit eine ganz andere Sicht über die älteste Religion, die quasi der Grundstein für das Christentum und den Islam ist.
Meiner Meinung nach finde ich es gut, wenn Religion eine bestimmte Rolle im Leben spielt, aber ich könnte mir nicht vorstellen, mein Leben komplett danach auszurichten. Allein der Gedanke, niemals wissen zu können, wie manche Schokolade schmeckt, schreckt mich schon ab ;-)

Was denkt ihr darüber?

Eine gute Zeit für euch und bis bald!

Eure Caroline Dampfmaschine